Portrait

Zur Geschichte des Kandel-Berglaufs …

Der folgende Text ist im Berglauf-Journal 2002 erschienen. Herzlichen Dank an Wilfried Raatz, der uns freundlicherweise den Text zur Verfügung gestellt hat.

Erster Kandellauf 1979

„Der Kandel, ein Fürst unter den Schwarzwaldbergen“, so betitelt ein Prospekt der ZweiTälerLand-Tourist-Information das Kandelmassiv mit seinen 1243 m. Seit nunmehr zwanzig Jahren hat der Kandel in der Sportszene einen überaus klangvollen Namen. Die Radsportfans kennen den Kandel als Strecke deutscher Bergzeitfahrmeisterschaften, die Leichtathleten, insbesondere die Kraftausdauerspezies und Triathleten mit Berglaufambitionen schätzen die elf Kilometer lange Fahrstraße zum Kandelpass als Berglauf-Klassiker. Im einundzwanzigsten Jahr erfährt der Kandel-Berglauf als traditionsreicher, teilnehmerstärkster Berglauf der nationalen Szene eine zusätzliche Aufwertung. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) würdigt die organisatorische Meisterleistung von Organisator Lothar Frank und seiner Mannschaft mit der Übertragung der deutschen Berglauf-Titelkämpfe.

Start auf dem Marktplatz

Das Mekka des deutschen Berglaufsports liegt heuer im 20 000 Einwohner-Städtchen Waldkirch, fünfzehn Kilometer nordöstlich von Freiburg entfernt gelegen. Der staatlich anerkannte Kneippkurort war einst Herrschaftssitz der Schwarzenberger, an deren Regiment heute die Ruine Kastelburg noch erinnert. Die 21. Auflage des Kandel-Berglaufes sollte heuer die stattliche 500-Teilnehmer-Marke überbieten, schließlich steht der Rekord seit 1989 mit 484 Startern. Der Kandel-Berglauf zeigte nämlich nach einem bedenklichen Rücklauf vor der Jahrtausendwende (1999 mit 282 Läufern) einen steilen Teilnehmeranstieg, als 2000 über 336, im Vorjahr sogar 408 an der Startlinie auf dem schmucken Markplatz standen. Mit der Integrierung der deutschen Meisterschaften der Seniorenläufer (über-vierzigjährige Läufer bzw. über-fünfunddreißigjährige Läuferinnen) scheint diese Marke fallen zu können.

Grund für die erstaunliche Akzeptanz des Kandel-Berglaufes dürfte allgemein das große Einzugsgebiet mit den Ausläufern bis hinein in die Schweiz und den Elsaß sein. Aber auch die Integrität des veranstaltenden SV Waldkirch mit dem passionierten Langstreckenläufer und langjährigen Leichtathletik-Abteilungsleiter Lothar Frank an der Spitze. Sie kamen stets gerne wieder, die Münzel, Doll, Dold, Debertin, König, Bitzer, Reiber und Spiess-Staudenmann und Co. Beste Erinnerungen an Waldkirch hat beispielsweise ein Kurt König, weit gereister Spitzenläufer der achtziger Jahre – und Sieger auf der Kandelpasshöhe 1985. „Den Kandel habe ich immer gerne gemacht. Die Strecke hat mir gut gelegen, weil sie die läuferischen Aspekte betont und nicht allein eine Sache für ausgesprochene Bergläufer ist!“ Der Mittenwalder Finanzbeamte schätzt vor allem das Ambiente des historischen Schwarzwaldstädtchens. „Vor allem nach meinem Sieg hatten wir dort einen Heidenspaß gehabt!“

Beschwerlicher Gang durch die Institutionen
Ziel auf dem Kandel

Aller Anfang war schwer, auch bei den Veranstaltern des Kandel-Berglaufes. „Zugestanden, anfangs geht man immer etwas blauäugig an eine derartige Sache heran“, blickt Lothar Frank zurück in die ersten Jahre. Die Idee kam ihm nach einigen Bergläufen in der Schweiz, bei seinen Lauferlebnissen bei Sierre-Zinal oder andernorts. „Ich habe mir unterwegs gedacht: ‚Der Kandel ist doch auch schon für einen Berglauf‘!“
Fortan geisterte in Waldkirch das Projekt „Kandel-Berglauf“ herum. 1979 war es dann soweit. Das zuständige Landratsamt verweigerte Frank allerdings zunächst noch die Genehmigung, da die Behörde die viel befahrene Landesstraße L 186 A nicht sperren wollte. Letztlich ging nach zähen Verhandlungen doch in letzter Minute noch die Ausnahmegenehmigung ein. „Allerdings mit verschiedenen Auflagen!“, schmunzelt der Organisator der ersten Stunde über die Eskapaden des Amtsschimmels. „Darunter auch die Beachtung der Straßenverkehrsordnung oder das Linkslaufen auf der Straße. Der Gipfel dabei allerdings die Auflage, diesen Lauf künftig nicht mehr zu veranstalten!“
Die Premiere am Kandel sorgte für Schlagzeilen. Die Badische Zeitung sah die Läufer „den Kandel zu Fuß erstürmen“, schlug aber im Tenor des Vorberichtes eine Lanze für die „neue“ Veranstaltung für die Leichtathleten. Letztlich interessierte sich die heimische Presse für den Vergleich der „spurtenden“ Läufer mit den Radrennfahrern, die schon aus alter Tradition den Waldkircher Hausberg als Bergrennstrecke pflegten. 1963 setzte der Dortmunder Herbert Wilde mit 37:06 Minuten das Rekordmaß auf der 12,2 km langen Strecke zum 1243 m hohen Kandel. Um es vorweg zu nehmen, Premierensieger Clemens Schneider-Strittmatter brauchte für den Gipfelsturm 52:11 Minuten. Eine Enttäuschung für diejenigen, die den kraftausdauerbegabten Läufern den Vorteil gegenüber den Rad-Bergspezialisten einräumen wollten. „Eigentlich war dies für uns eine aussichtslose Angelegenheit“, erinnerte sich Wolfgang Münzel, der seit 1986 (!) Streckenrekordhalter ist mit 48:39 Minuten. „Auf der Flachstrecke nehmen uns doch die Radrennfahrer schon drei, vier Minuten ab, selbst wenn wir im Drei-Minuten-Tempo loslegen würden!“

71 Premierenläufer wagten sich vom Startpunkt Marktplatz an das Abenteuer Kandel-Berglauf, darunter auch sieben Frauen. Zwei mussten ihre Mutprobe vorzeitig aufgeben, auf die anderen hatten Sportmediziner um den renommierten Freiburger Professor Keul ein wachsames Auge. Die bergerprobten Marathonläufer um Clemens Schneider-Strittmatter, der bereits zwei Wochen zuvor schon den Schauinsland-Berglauf in Freiburg gewonnen hatte, und Hans Gulyas gaben den Ton an, dahinter auf Rang drei mit Georg Zipfel das Skilanglaufas des SV Kirchzarten. Lokalmatador Wilfried Oschwald wurde als Vierter von den Einheimischen mit Überschwang gefeiert. Lothar Frank hatte sogar auf Anhieb erreicht, dass der Kandel-Berglauf schon im ersten Jahr seiner Austragung als Wertungslauf der Kategorie C der inoffiziellen Berglauf-Europameisterschaften CIME gewertet wurde. „Die Strecke ist steiler als die am Schauinsland und schöner zu laufen. Man sieht einfach mehr!“ outete sich Premierensieger Schneider-Strittmatter im Ziel als „Genussläufer“.

In den Folgejahren gab es trotz des beachtlichen Premierenerfolgs keinen Kandel-Berglauf. Erst 1983 hatte die nunmehr zuständige Stadtverwaltung Waldkirch mit den hartnäckigen Anfragen ein Einsehen und gab dem größten ortsansässigen Verein SV Waldkirch, der heute mit 2 300 Mitgliedern jeden siebten Waldkircher in der Mitgliederkartei weiss, die Genehmigung für eine zweite Austragung. Ohne jedoch die Strecke zum „Leuchtenden Berg“ für den Straßenverkehr zu sperren. 171 Starter unterstrichen das wachsende Interesse für derartige Landschaftsläufe. Mit Herbert Franke stellte sich der beste deutsche Bergläufer am Kandel vor – und drückte die Streckenbestmarke um nahezu drei Minuten auf 49:03 Minuten. Auf der Höhe des Geschehens ein Fernsehteam des SWR 3, dessen eindrucksvolle Bilder scheinbar die für die Genehmigung zuständigen Verwaltungsbeamten weich klopften, denn bereits ab 1984 wurde der Kandel-Berglauf auf verkehrsfreien Straßen durchgeführt.

Sprungbett für manch große Berglauf-Karriere

Der Kandel-Berglauf boomt: Bei der dritten Auflage konnten die SVW-Organisatoren mit 292 Startern auf eine außergewöhnliche Teilnehmerentwicklung verweisen, schließlich wurde das Vorjahresresultat um siebzig Prozent gesteigert. Das Aufeinandertreffen zwischen dem Skilanglaufas Dieter Notz und Streckenrekordler Herbert Franke endete bei strömenden Regen ohne merkliche Unterschiede, sodass beide auf Position eins in 50:28 Minuten gesetzt wurden. Bereits 1985 wurde mit 311 Startern ein neuer Teilnehmer-Meilenstein gesetzt, mit Kurt König stellte sich ein weiterer Spitzenläufer am Kandel vor. Vor einer hochkarätigen Spitzengruppe schraubte der bislang zumeist als starker Straßenläufer auf Distanzen von 10 km und Marathon in Erscheinung getretene Wolfgang Münzel den Streckenkord auf die heute noch gültige Marke von 48:39 Minuten und distanzierte dabei Kurt König um fast zwei Minuten, der drittplatzierte Gebhard Rädler folgte schon mit drei Minuten Rückstand. Erstmals stellte sich in diesem denkwürdigen Rennen ein gewisser Karl-Heinz Doll vor, der für die AG Schwarzwald-Triathlon überraschend Rang vier noch vor Dieter Notz einkam. Als Charly Doll sollte der gelernte Koch nicht nur mit den beiden Siegen 1988 und 1991 in die Ehrentafel des Kandel-Berglaufes eingehen, sondern auch einige Jahre später mit seinen außergewöhnlichen Leistungen beim Swiss Alpine Marathon in Davos für internationale Schlagzeilen sorgen. Während die amtierende Berglaufmeisterin Christine Fladt einmal mehr die Frauenkonkurrenz beherrschte, gehörte aber die Aufmerksamkeit auf der Kandelpasshöhe schon einer anderen Läuferin: Die erst 16jährige Sonja Ambrosy aus dem nahen Pfaffenweiler holte sich schon mit nur einer Minute Rückstand den zweiten Rang und zugleich auch die badische Landesmeisterschaft.

Schon 1987 deutete Susanne Bitzer bei ihrem ersten Auftritt in Waldkirch an, dass es wohl nur noch eine Frage der Gelegenheit sein würde, wann die erste Frau unter der Sechzig-Minuten-Marke bleiben würde. Mit 1:01:01 Stunden jedenfalls sorgte sie inmitten des erstmals über 400 Läufer großen Starterfeldes für einen nachhaltigen Eindruck. Bei ihrem dritten Sieg in Folge sollte es 1989 dann so weit sein, mit 59:37 Minuten lief die Hechinger Läuferin Streckenbestzeit, die auch die starken Auftritte der zur Weltklasse zählenden Schweizerinnen Caroline Reiber und Eroica Spiess-Staudenmann überdauern sollte. Wenngleich Caroline Reiber auch bei ihrem Sieg 1995 mit 59:06 Minuten sichtbar schneller war – dies allerdings nur deshalb, weil wegen Umbauarbeiten auf dem ehrwürdigen Marktplatz die Strecke um gut einhundert Meter kürzer war.

Kandel erwies sich immer wieder dank seines günstigen Mai-Termins als Einsteiger-Kriterium für eigentlich in anderen Sportarten angesiedelten Athleten. So überraschte 1987 der Skilangläufer Guido Dold die Spezialisten Charly Doll, Kurt König und Wolfgang Münzel. Gleiches gelang 1989 aber auch dem Triathleten Dirk Debertin. Der aus dem flachen Braunschweiger Raum stammende, in Karlsruhe Informatik studierende Polysportler sollte allerdings in der Folge den Kandel zu seinem Hausberg erklären, denn mit dem letztjährigen Sieg konnte er bereits zum sechsten Male auf dem Siegerpodest in der Schwarzenberg-Turnhalle stehen. Egal ob Münzel, Doll, Dold oder Debertin, für sie alle sollte der Kandel-Berglauf eine Schlüsselposition in ihrer weiteren Sportler-Karriere sein. Denn sie fanden letztlich derart intensiven Geschmack am Berglaufen, dass sie über Jahre hinweg nicht nur in Deutschland den Ton in diese Disziplin angaben, sondern auch in vielen Rennen im Nationaltrikot für internationales Aufsehen sorgten. Auch andere namhafte Läufer haben längst in der zwanzigjährigen Geschichte des Kandel-Berglaufes in Waldkirch ihre Visitenkarte abgegeben, die Reihe der Prominenz reicht dabei vom späteren Marathonas Herbert Steffny bis hin zum Ironmanstar Lothar Leder.

Längst haben die Radspezialisten das ungleiche Duell mit den fußfleißigen Berggemsen für sich entschieden. Nach zwei deutschen Bergmeisterschaften hält der Merdinger Radprofi Dirk Baldinger seit 1992 mit 34:42 Minuten den Kandel-Rekord. Nicht nur die Läufer haben den Kandelpass (übrigens einer der wenigen Bergläufe hier zu Lande, bei dem man vom Startplatz aus das Ziel bereits ausmachen kann) in ihr Herz geschlossen, sondern auch die Radfahrer. So führte die Deutschlandtour bereits zwei Mal über den Hausberg der Waldkircher.

Waldkirch – eine erste Adresse für den deutschen Berglauf

Waldkirch ist immer wieder eine Vorzeigeadresse für den Deutschen Leichtathletik-Verband, neben der Integrierung in den Deutschen Berglauf-Pokal (1983-1990) stand im Südbadischen oftmals auch die Ausscheidung für die World- und Europa-Trophy an. Mit einjähriger Verspätung gratuliert heuer der DLV mit den Deutschen Senioren-Meisterschaften dem SV Waldkirch zum zwanzigjährigen Jubiläum. Noch darf gewettet werden, ob am 12. Mai die 500-Starter-Rekordmarke fällt. Lothar Frank und seinem Team vom SV Waldkirch wäre dieser Rekord zu gönnen. Letztlich mehr als nur ein Dankeschön für zwanzig Jahre wohlverstandene Anschubhilfe für den Berglauf.

Wer Lothar Frank kennt, der wird seine Bescheidenheit ebenso schätzen wie sein Organisationstalent. „Ich bin nicht der Typ für Riesenveranstaltungen“, gesteht er allerdings freimütig ein, „es muss einfach noch überschaubar bleiben. Wenn ich allerdings die Entwicklung über die zwanzig Jahre hinweg sehe, muss ich einfach feststellen, dass wir mit fast fünfhundert Teilnehmern der teilnehmerstärkste Berglauf im DLV sind. Aber das ist eigentlich nicht mein Anspruch. Vielmehr ist es für mich wichtig, dass der familiäre Bezug erhalten bleibt!“ Die Waldkircher mussten sogar „mit leichtem Druck“ davon überzeugt werden, dass der Kandel das geeignete Terrain für deutsche Meisterschaften ist.

Das Waldkircher Organisationsteam ist bestens eingespielt, sodass der Chef seit zehn Jahren sogar selbst noch die Muße findet zum Mitlaufen. „Wir haben es geschafft, ein gutes Team auf die Beine zu stellen!“ Mit dazu gehört ein selbst gestricktes EDV-Programm, das 1986 der Informatiker Frank Moos erstmals einsetzen konnte und dies bis zur Perfektion weiter entwickelte. Was Lothar Frank mit „familiär“ umriss, das zeigt die Ergebnisliste. „Das ist eine Marotte von mir. Aber eine mit hohem Erinnerungswert!“ Zusammen mit dem obligatorischen Zielfoto. Über die Jahre hinweg erweist sich die umfangreiche Fotosammlung als exzellente Fundgrube. Nicht nur als wichtige Dokumentation über die Entwicklung des Kandel-Berglaufes, sondern für den gesamten deutschen Berglauf. Lothar Franks Neffe Bernd Wohlfahrt, heute bestallter Mediziner im Sportinstitut für Leistungsmedizin in Freiburg und Olympiaarzt der Biathleten, „knipste“ mit Vierzehn die ersten Finisher-Fotos. Dabei ist es trotz Zeitnöte viele Jahre geblieben. Spätestens zwei Wochen nach dem Kandel-Berglauf liegen Urkunde, Ergebnisliste und Erinnerungsfoto für die Teilnehmer parat, beim stets terminnahen Hundseck-Berglauf im Bühlertal. Mit, und das ist bezeichnend, Lothar Frank am Ausgabeschalter.

Auch Hindernisas Patriz Ilg schätzt Waldkirch

Was hat der Hindernis-Weltmeister letztlich mit bzw. in Waldkirch zu tun? Diese Frage lässt sich leicht beantworten, schließlich tankte der harte Kern der deutschen Hindernisläufer in den achtziger Jahren mit eben Patriz Ilg und zudem Burkhard Dahm, Michael Heist, Rainer Schwarz und Karl-Heinz Seck mit Nationaltrainer Jürgen Mallow mindestens einmal jährlich in Waldkirch auf. „Wir haben eine Klassezeit in Waldkirch verbracht“, gestand Michael Heist, der nationale Titelträger 1990. „Vor allem läuferisch hat Waldkirch für uns alles geboten, was für die Saisonvorbereitung erforderlich war!“ Auch wenn die Ilg, Heist, Schwarz und Co. zunächst mit Berglauf nichts am Hut hatten (Patriz Ilg wagte sich in seiner späteren Karriere sogar an den Hochfelln in Bergen), das südbadische Städtchen bot für die Hindernis-Cracks das rechte Terrain – und die entsprechende Unterkunft im „Felsenkeller“. „Für uns waren die Trainingslager der Hindernisläufer eine willkommene Abwechslung“, gesteht Lothar Frank heute, „denn unsere Leute konnten mit den Assen mittrainieren und das eine oder andere auch für den eigenen Gebrauch aufnehmen“.

SV Waldkirch: Hier Organisator – dort Medaillensammler

Für Lothar Frank ist es wichtig, dass „die Strecke stimmt“. Jahr für Jahr der gleiche Start- und Zielpunkt. „Ich denke, für die Läufer ist es wichtig, Vergleichsresultate zu haben. Und das ist eben am Kandel möglich!“ Anfangs sammelte er selbst die Präsente für die Siegerehrung zusammen, packte hier und da tatkräftig an. „Mein Fehler ist, ich kann nur schwer delegieren!“ Inzwischen sind seine Kinder an wichtigen Schaltstellen der Veranstaltung tätig, der inzwischen 22jährige Benedikt leitet den Anmeldebereich, die 20jährige Julia ist Chefin über das stattliche Buffetteam in der Schwarzenberg-Turnhalle. Mit im Boot natürlich neben der SVW-Leichtathleten auch die Bergwacht, bei denen in dankbarer Verbundenheit Frank sogar Mitglied ist.

Auch wenn die altehrwürdige Schul-Turnhalle nicht das Optimum darstellt, Frank hält nach wie vor an ihr als Dreh- und Angelpunkt fest. Angesichts der zu erwartenden fünfhundert Starter soll allerdings das Elztalstadion als Umkleideort einbezogen werden. Ansonsten bleibt alles wie gehabt. Die Ergebnisse werden per Fax unmittelbar nach der Überprüfung vor Ort durch die versierten Fachleute Frank Moos und Thomas Fischer in das Wettkampfbüro nach Waldkirch geschickt, so soll es auch bei der Senioren-DM bleiben. „2002 wird es keine Experimente geben, auch wenn wir schon Gedankenspiele über andere Auswertungs- und Übertragungswege gestartet haben“.

Die Läufer des SV Waldkirch haben einige angestammte Trainingsstrecken am Kandel, Garant für so manchen nationalen Erfolg. Alex Götz holte sich bei der Marathon-DM in Duisburg (2000) den Sieg der Seniorenklasse M 45, zudem die Mannschaft mit Alex Götz, Georg Hoch – und Lothar Frank die Vizemeisterschaft. „Wir trainieren viel nach Gefühl“, bekennt der laufende Architekt, „vor allem aber nicht so stark wettkampforientiert!“

Die Marathonstrecke ist für Lothar Frank nur „Abfallprodukt“, obgleich er auf eine Bestmarke von 2:44:38 verweisen kann. Seine Vorliebe gilt dem ausgeprägten Landschaftslauf. So stehen Starts beim Jungfraumarathon, beim Schilthorn-Inferno-Lauf oder der ultralange Mehrtageslauf Genf-Basel („Den habe ich für 2002 wieder gebucht!“) auf dem Terminkalender. Neben den etablierten Läufen aber reizt Lothar Frank auch das Unbekannte, Neue. Wie ein Abstecher ins französische Servoz bei Chamonix. Dort hatte der Perfektionist in eigener Sache eine bodenständige, einfache Auswertungsversion vorgefunden, die den laufenden Architekten schlichtweg begeisterte. Die Altersklassen entsprechend gefärbten Teilnehmerkarten hingen in der Einlauf-Reihenfolge auf einer Wäscheleine. „Eigentlich genial. Jeder konnte sofort sehen, welchen Platz er in seiner Altersklasse erreicht hat!“

Zwei Täler mit Herz – eine Region rüstet für das 21. Jahrhundert

„Die richtige Umgebung, um ein Urlaubsmärchen Wirklichkeit werden zu lassen“ versprechen die unter dem Sammelbegriff ZweiTälerLand zusammen geschlossenen Städte und Gemeinden Waldkirch, Biederbach, Elzach, Gutach, Simonswald und Winden im Südschwarzwald. Die abwechslungsreiche Landschaft zwischen Elz und Wilder Gutach bietet mit den Reizen der Bergwelt und den milden Tallagen viele Facetten – zur Erholung und Entspannung. Auf mehreren einhundert Wanderweg-Kilometern lassen sich aktive Ferien nach Lust und Laune gestalten. Ob Drachenfliegen vom Kandel aus, ob Mountainbiken oder Landschaftslaufen, das ZweiTälerLand bietet für alle Ambitionen etwas.

Kandel-Berglauf-Macher Lothar Frank kennt (fast) alle Ecken seiner attraktiven Heimat. Auf stundenlangen Läufen oder Wanderungen kommen dem unternehmungslustigen passionierten Langstreckenläufer, der wie so mancher Freizeit- und Breitensportler moderner Prägung über das Fußballspiel zum reinen Ausdauersport gekommen ist, flotte Ideen. Wie in Anlehnung an den traditionsreichen „Rucksacklauf“, einen 100 km Skilanglauf von Schonach nach Hinterzarten, sieht er durchaus gute Perspektiven für ein Langlaufevent, das sich ähnlich wie die Ultraläufe in der Schweiz entwickeln könnte. Doch dies sind angesichts der Auslastung des mit einem Partner ein bodenständiges Architekturbüro betreibenden Lothar Frank derzeit nur Visionen.

Bodenständig, strebsam und fleißig – Charakteristische Merkmale der Leute im durch die Landwirtschaft geprägten Südschwarzwald. Sie beherrschen aber auch die Kunst des Feiern, nicht zuletzt deshalb genießt die Fasnet im ZweiTälerLand einen hohen Stellenwert. Mit ortstypischen Masken wird bei fröhlichen Zunftabenden die „fünfte Jahreszeit“ ausgeprägt gefeiert. Im ZweiTälerLand ist freilich die Zeit nicht stehen geblieben, es existiert heute eine interessante Mischform zwischen Traditionsbewahrendem und Fortschrittsdenken. Die Liebe zur Präzision hat ihren Ursprung im Urmacherhandwerk, das nicht zuletzt durch die Schwarzwälder Uhren Weltberühmtheit erlangt haben. So liegt Waldkirch an der „Deutschen Uhrenstraße“.

Eine bunte Palette interessanter Veranstaltungen durchzieht den Jahreskalender im ZweiTälerLand. Den Auftakt für das Jahr 2002 bilden (natürlich) die närrischen Tage der Alemannischen Fastnacht mit dem Schuttigumzug in Elzach und dem Hexensabbat in Waldkirch. Es folgen in atemberaubender Folge Mühlen-Schlemmerwochen in alten romantischen Schwarzwald-Mühlen im März, Mittelalterliche Atmosphäre beim Biwak und das letztlich große Orgelfest in Waldkirch. Oder „nur“ ein Besuch im Schwarzwaldzoo oder dem Silberbergwerk in Waldkirch-Suggental.

Der sich 1799 in Waldkirch niedergelassene Orgelbauer Mathias Martin und der wenige Jahre später hinzugekommene Ignaz Blasius Bruder haben eine Orgelbautradition begründet, die mit Flötenuhren, Drehorgeln und Konzert- und Kirchenorgeln bis heute nachhaltig Bestand hat. Ob Volkslieder, Ouvertüren, Opern- und Operettenpotpourries , Schlager und geistliche Musik, die Waldkircher Orgeln geben weltweit mit den Ton an. Das Elztalmuseum in Waldkirch gibt ein lebendiges Zeugnis über dieses zweihundert Jahre alte Handwerk wie auch über das nicht minder bedeutsame Edelsteinschleifer-Handwerk. Unter www.zweitaelerland.de steht alles zudem zeitgemäss auf der Homepage. Sportliche Höhepunkte des umfangreichen Veranstaltungskalenders sind natürlich die deutschen Senioren-Berglauf-Meisterschaften im Rahmen des 21. Kandel-Berglaufes und die „Königsetappe“ der Deutschlandtour mit dem Kandel als Kulminationspunkt. Fazit: „Waldkirch klingt gut“ – ist mehr als nur ein Slogan.